Neuauflage der Rockenhausener Kulturnacht begeistert mit neuem Konzept

01. Juli 2023 - 18:41 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

 

Die „Lange Nacht der Museen“ gehört in Rockenhausen nun der Vergangenheit an. Zumindest, was den Namen betrifft. Unter dem Titel „KulturROK – Genuss bis in die Nacht“ schlagen die Veranstalter ein neues Kapitel auf und erweitern sogar ihr Programm. Ein Rundgang durch die Ausstellungshäuser und Gassen der Stadt.

 

Vier Jahre mussten Freunde der „Langen Nacht der Museen“ in Rockenhausen auf eine Fortsetzung hoffen. Am Freitag fand die Warterei endlich ein Ende – und zwar mit einem überarbeiteten Konzept und einem neuen Namen: Bei „KulturRok – Genuss bis in die Nacht“ öffneten außer den regelmäßig an der früheren Kulturnacht teilnehmenden drei Museen in und um die Altstadt auch neue Kooperationspartner ihre Türen und begeisterten mit besonders familienfreundlichen Unterhaltungsangeboten.

Dazu gehört vor allem ein Besuch von Christoph Dittert in der Stadtbücherei. Der 1974 in Rockenhausen geborene Autor, der unter anderem seit zwölf Jahren für die Kult-Kinderkrimireihe „Die drei ???“ schreibt, lässt es sich ab diesem Abend nicht nehmen, eine halbe Stunde aus seinem 2019 veröffentlichten Band „Die drei ??? und der Mottenmann“ vorzulesen.

 

Schaulätze aus Winnweiler in Rocky Beach

 Der prominente Besuch lockt nicht nur viele kleine „Nachwuchs-Detektive“ in die Stadtbücherei, sondern auch zahlreiche Eltern. Versetzt in ihre eigenen Kindheitserinnerungen lauschen sie gebannt, wie die drei Detektive Justus, Peter und Bob dem mysteriösen Auftauchen der gruseligen Gestalt eines Mottenmannes auf den Grund gehen.

 

Im Anschluss an die Lesung nutzen Groß und Klein die Gelegenheit, den Autor mit Fragen zu seinem Beruf und seiner Inspiration zu löchern. Ein Mädchen erkundigt sich, ob die weiße, blaue und rote Farbe der Fragezeichen auf dem Buchcover jeweils einem Detektiv zugeordnet sei. Dittert erläutert: „Das stammt noch aus der Zeit, als Justus, Peter und Bob in der Buchreihe mit Kreide unterwegs waren, um Markierungen für einander zu hinterlassen.“ Anhand der unterschiedlichen Farben erkannten die Detektive, von wem das Zeichen stammt. Zudem verrät Dittert, dass auch er manchmal Rechtschreibfehler habe und nicht immer gut darin sei, sich Schauplätze im fiktiven Setting der Reihe, Rocky Beach, auszudenken. „Für Beschreibungen nutze ich sicherlich manchmal Orte, die ich aus meiner Kindheit in Rockenhausen und Winnweiler kenne – auch wenn es keine konkreten sind.“

 

Zeit erlebbar machen

 Wer von spannenden Geschichten nicht genug bekommen kann, ist im Museum für Zeit ebenfalls an der richtigen Adresse. Eingebettet in die Ausstellung, die die Uhrentechnik aus fünf Jahrhunderten Geschichte dokumentiert, wird Zeit bei der Mitmachausstellung zu Michael Endes „Momo“ erlebbar. Zum 50. Geburtstag des erfolgreichen Kinderromans, in dem die Titelheldin den Menschen die gestohlene Zeit zurückbringt, können sich Besucher an sieben Stationen aus Michael Endes Geschichte dem Thema Zeit widmen.

 

So besteht beispielsweise eine Station aus dem Wohnzimmer der Figur Meister Hora, wo Besucher ihre persönlichen Sternstunden, also ihre schönsten Erlebnisse, aufschreiben und an eine Pinnwand heften können. „Selbst wenn die Pinnwand einmal voll sein sollte, heben wir jede Sternstunde auf und werden anschließend etwas daraus machen“, erzählt Ursula Gabelmann, die ehrenamtlich im Museum für Zeit arbeitet.

 

 

Märchenhafte Artistik und kulinarische Vielfalt

An einer weiteren Station – einem mit liebevollen Details eingerichteten Frisiertisch – sind die Museumsbesucher zu etwas Rechenarbeit angehalten: Ganz nach dem Vorbild der grauen Herren sollen dort die Besucher einmal aufschlüsseln, wie viele Sekunden ihres Lebens sie mit alltäglichen Aufgaben verbringen. Der eine oder andere kommt dabei sicherlich zu dem Ergebnis, sich künftig lieber mit den Menschen in seinem Leben als mit anderen Dingen beschäftigen zu wollen. Noch bis Ende Oktober ist die „Momo“-Mitmachausstellung zu den Öffnungszeiten des Museums für Zeit zu sehen.

Wer glaubt, bei „KulturROK“ spiele sich alles nur in Museumsräumen ab, der täuscht. Bei herrlichem Sommerwetter gibt es auch in den Straßen der Altstadt allerhand zu entdecken: So schreiten immer wieder Stelzenläufer der Showgruppe Art-Artistica durch die Gassen und versprühen mit ihrem märchenhaften Aussehen einen besonderen Flair. Stände mit Wein und kulinarischen Köstlichkeiten laden zum Verweilen ein.

 

Ein Rhythmus, der ansteckt

Während im Nordpfälzer Heimatmuseum Jochen Schott und Lothar Stahl ihr Improvisationstalent bei einem kleinen Jazz-Konzert unter Beweis stellen, sorgt Thomas Rusch mit seiner Band vor dem Museum für Kunst mit lebensbejahenden französischen Chansons für ausgelassene Stimmung unter den Zuhörern.

Passend zu den angenehmen Sommertemperaturen heizen Rody Reyes & Havanna con Klasse den Besuchern mit ihren temperamentvollen Salsa-, Bachata- und Merengue-Klängen ein. Daraufhin lässt sich manch ein Nordpfälzer, denen man sonst ein kühles Gemüt unterstellt, doch zu einem flotten Tanz mitten auf der Straße hinreißen.

Auch im Zirkushaus des Kinder- und Jugendzirkus ’ Pepperoni ist Rhythmus gefragt: Die jungen Akrobaten zeigen dort bei musikalischer Begleitung ihr Können.

 

Neues Veranstaltungskonzept bietet Chancen

Nur wenige Meter weiter gibt es auf der Terrasse des Schlosshotels eine Premiere: Erstmals bei der Kulturnacht dabei sind sechs Mitglieder des Nordpfälzer Fotostammtischs. Auf Leinwänden präsentieren sie ihre Werke. „Wir treffen uns einmal alle zwei Monate und stellen uns dann gegenseitig die Bilder vor, die wir zu einem vorab festgelegten Thema fotografiert haben“, erzählt der Niederkirchener René Dolibois, der mit seinen Fotos von den Polarlichtern in Norwegen Staunen auslöst. Auch sein Kollege Marco Roos ist dabei und ist mit der Premiere zufrieden: „Wir freuen uns, dass wir dank des neuen Konzepts der Kulturnacht dabei sind und so etwas mehr auf uns aufmerksam machen können.“