Bericht aus der "Die Rheinpfalz" vom 29.08.2023

Isabelle Girard de Soucanton

 

29. August 2023 - 11:50 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

 

 

Wieder einmal öffnet das Städtchen Otterberg sein Innerstes. Türen, Tore und Zäune heißen Liebhaber der Fotografie willkommen, wenn am kommenden Sonntag die sechste Ausstellung „Foto-Art“ des örtlichen Vereins Kultur-Art stattfindet.

 

 

Otterberg kann sich auch unter künstlerischen Gesichtspunkten sehen lassen. Das weiß die mittelalterlich geprägte Stadt im nördlichen Landkreis Kaiserslautern sehr genau. Weil die Kunst der Fotografie prädestiniert dafür ist, Unsichtbares sichtbar zu machen, bleibt die Idee des Fotografen und Vereinsmitglieds Gerhard Winter so stimmig wie beim ersten Mal.

 

„Wir wollen Impulse setzen, um möglichst vielen Menschen aus Nah und Fern unsere Stadt zu zeigen“, so das Credo des Vereins Kultur-Art. Viele machen mit. In den bisherigen Jahren kamen neue Anwohner entlang der Hauptstraße zu den Ausstellungsorten hinzu. Ebenso tauchten neue Namen ernsthafter Amateure, namhafter Künstler und hauptberuflicher Profis unter den Ausstellenden auf.

 

 

Individuelle Stile, Themen und Techniken

 

Das versprach von Jahr zu Jahr neue Spannung, wer mitmacht - zumal bei freier Themenwahl, individueller Stilistik und Aufnahmetechnik. Das wiederum heißt, dass Teilnehmende und Besuchende vorheriger Jahre wiederkommen. Nicht nur nebenbei können sie sich für städtebauliche Aspekte - etwa die schmalen Gassen - sowie architektonische Akzente interessieren, beispielsweise rund um die ehemalige Zisterzienserabtei aus dem 12. Jahrhundert.

 

In diesem Jahr sind es insgesamt 23 Fotografinnen und Fotokünstler, die an 14 Standorten in der Hauptstraße und den abzweigenden Seitenwegen ihre Bilder zeigen. Einen ganzen Tag lassen Hausbesitzer zu, dass sich in Scheune, Gastronomie, Carport, Innenhof, Gewölbekeller, Sammlungsraum, Garten und Hofanlage Besucher aufhalten, dass dort bildende Künstler mit viel Aufwand für nur diesen einen Tag ausgewählte Exponate präsentieren. Am Ende der „Foto-Art“ - so war es jedenfalls bisher jedes Mal - entschädigen die zahlreichen Begegnungen an so besonderen Orten der Stadt ebenso wie die anregenden Gespräche rund ums Fotografieren. Fachsimpelei im besten Sinn.

 

 

Sucher statt Pinsel

 

Warum aber fiel die Wahl aufs Medium Fotografie? „Foto-Art“-Initiator Gerhard Winter ist seit über 50 Jahren mit der Kamera unterwegs und sagt von sich: „Was für den einen der Pinsel, sind für mich Sucher und Objektiv einer Kamera, um meine Eindrücke in Bildern zu gestalten.“ Er zeigt diesmal die Schönheit des Altern von Dingen und Wesen. Erstmals zeigt der Maler, Lichtkünstler und Musiker Reinhard Geller seine Arbeiten mit der Kamera. Mitten im Städtchen in der Pergola des Restaurants Krone auf dem Kirchplatz erzählen seine Momentaufnahmen von „kreativ-ästhetischen“ Situationen auf Straßen.

 


 

In welche Situationen dagegen Menschen geraten, setzt Jörg Vogelsang unter dem Titel „Lebensentwürfe“ in Szene. In einem Carport zeigt der Liebhaber serieller Projekte erneut ein höchst konzentriert fokussiertes Thema, das er bekanntermaßen in einzigartig schlüssigen Bildkompositionen umsetzt.

 

 

Blick aufs Unsichtbare

 

Im Hof Jörg stellen sich fünf Fotografinnen vor: Judith Boy, bekannte Installationskünstlerin zu Klima- und Modethemen, nimmt sich einmal mehr „Natur, Futur & Nachhaltigkeit“ an. Ihr zur Seite steht die „Klein-aber-Fein“-Fotografie der Gruppe „Akzente“ mit Arbeiten von Monika Winter, Heidi Schmidt, Thea Bergmann und Gisela Eichler.

 

Zu den treuen Teilnehmern der „Foto-Art“ zählt René Dolibois, diesmal mit Landschaften Nordnorwegens. Schwarzweiß-Künstler Sven O. Krumke bringt Stadtansichten aus New York mit. Weitere Teilnehmer sind Analogfotograf Otmar Zimmermann, Makro-Spezialist Stefan Müller sowie der französische Kollege Claude Unsinger mit Marktszenen aus Rumänien. Verbandelt mit der Sparte Malerei, stellt Martina Pellegriti ihre Kameraarbeiten vor. Sie alle bieten anlässlich der „Foto-Art“ beste Gründe, sich vom geografischen und geschichtlichen, künstlerischen und kulinarischen Ambiente Otterbergs inspirieren zu lassen.